[Zubehörtest] Reise-Stative – Leicht, stabil und billig? Choose two…

Ich hatte bisher zwei Stative im Einsatz. Ein klassisches Manfrotto 190er in Alu und ein kleines Gitzo G1027 aus Carbon. Die Idee war, das Manfrotto als Allrounder dabei zu haben, wenn ich nicht auf das Gewicht schauen muss und das Gitzo als Reisestativ für’s leichte Gepäck zu verwenden. Hört sich schlüssig an, ist es aber nicht. In den letzten paar Jahren hatte ich eigentlich immer nur das Gitzo dabei, dass mir bei vielen Gelegenheiten mit seinen ~125cm Arbeitshöhe schlicht zu klein und bei Aufbauten mit D800, 70-200 und Blitz einfach oftmals zu wackelig war.

Ein neues Stativ muss her!

Nach langem Suchen hatte ich mir eine Hand voll Stative zum testen bestellt. Darunter das Gitzo GT1541 (das zwar vom Listenpreis außerhalb meines Budgets von 500,- EUR lag, bei Fotopartner Strasser aber als Auslaufmodell gerade für 479,- EUR angeboten wird), das 3-Legged Things Brian (von dem ich zum ersten mal im Happy Shooting Podcast gehört hab) und die beiden “Chinaprodukte” Sirui N-1204x und N-1205x (die ich mal im Saturn in der Hand hatte).

Vor dem Test hatte ich mir mal das Mantona Titanium Carbon (war viel zu instabil) und das Sirui R-1204 (mehr dazu unten) angeschaut, beide aber keinem genaueren Test unterzogen.

Gitzo GT1541

Was soll man über ein Gitzo groß schreiben. Das GT1541 ist hervorragend verarbeitet, die Beine bewegen sich genau mit dem richtigen Widerstand und die Beinelemente selbst lassen sich butterweich ein- und ausfahren. Das Gitzo ist sicherlich das stabilste Stativ im Test, obwohl es mit “nur” 8kg Tragfähigkeit angegeben ist.

Die Höhe mit ausgezogener Mittelsäule (mit Novoflex Ball 30 und D800) ist bei mir (192cm) leicht über Augenhöhe, ohne Mittelsäule in einer noch angenehmen Arbeitshöhe.

Der Haken an der Geschichte: Das Stativ hat auch das größte Packmaß und es ist kein “Traveler” Stativ mit umknickbaren Beinen. Daher kommt es mit Kopf auf 63cm Packmaß. Das führt leider dazu, dass das Stativ – an meinen Rucksack geschnallt – seitlich an meinen Kopf stößt.

Natürlich könnte ich das GT1542T ins Auge fassen, da sind wir allerdings preislich auch wieder bei >600,- EUR…

3 Legged Thing System-Stativ X1.1 Brian Evolution 2

Von dem “Kult-Stativ aus England” – wie es vollmundig beschrieben ist – hatte ich zum ersten mal im “Happy Shooting Podcast” gehört. Da es dort gut bewertet wurde, hab ich es mir bei enjoyyourcamera.com für 360,- EUR (Gutscheincode “happyshooting2014”) geholt.

Das 3LT ist ein Traveler-Stativ, bei dem die Beine in der Transportstellung um 180° nach oben geklappt werden, wodurch sie den Stativkopf und den Mittelsäulen-Mechanismus “einschließen” und dieser nicht mehr zur Länge dazukommt, sondern diese einfach zwischen den Beinen verschwinden.

Als Besonderheit hat das 3LT noch ein eingebautes Einbein-Stativ (es kann also ein Bein abgeschraubt und mit der Mittelsäule kombiniert werden) und eine dreiteilige Mittelsäule, die das Ganze zu einer Arbeitshöhe von ca. zwei Meter verhilft. Zudem hatte es als einziges eine eingebaute Libelle. Es hat vier Auszüge (=fünf Beinsegmente) und hat damit nur 43cm Packmaß.

Kult-Gefühle wollten bei mir allerdings nicht aufkommen. Das Stativ war einfach nicht gut verarbeitet, Guss-Spuren vom Kunststoff und Reste der Metallproduktion waren ebenso vorhanden, wie Klebereste an den Carbon-Beinen. Zudem war das 3LT das instabilste Stativ in der Auswahl. Dazu war es mit 1.300g auch gleichzeitig das schwerste.

Sirui N-1204x und N-1205x

Sirui ist mir letztes Jahr zum ersten Mal bei einem Streifzug durch den Saturn aufgefallen. Neben den üblichen Verdächtigen wie Giotto und Hama waren dort auch Stative von Sirui im Regal. Entgegen meiner anfänglichen Skepsis fühlten sich die Siruis massiv und sehr gut verarbeitet an. Damals hatte ich keinen Bedarf, heute habe ich mir aber die beiden “Brüder” N-1204x und N-1205x bestellt.

Beide Stative sind “Traveler”-Stative mit umlegbaren Beinen und beide liegen preislich bei 379,- EUR bei amazon.de. Von Funktion und Ausstattung sind beide identisch, unterscheiden sich allerdings in den Beinsegmenten und in der Traglast. Beide Stative lassen sich bzw. ein Bein von Ihnen in Verbindung mit der Mittelsäule als Einbein-Stativ nutzen.

Das N-1204x hat vier Beinsegmente (= drei Auszüge) und kommt damit auf ein Packmaß von 47cm und ein Gewicht von rund 1.120g. Laut Hersteller trägt es 12kg. Es kommt ohne Mittelsäule auf 133cm Höhe (ohne Kopf) und mit ausgezogener Mittelsäule auf stattliche 161cm (ohne Kopf). Damit ist es mit Novoflex Ball 30 und der D800 bei mir auf Augenhöhe.

Das N-1205x hat fünf Beinsegmente (= vier Auszüge) und kommt damit auf ein Packmaß von nur 42 cm. Es ist damit das kleinste meiner getesteten Stative. Laut Hersteller trägt es trotz dem recht dünnen kleinstem Beinsegment (13mm) noch 10kg. Es kommt auf ebenfalls 133cm Höhe (ohne Mittelsäule und Kopf), erreicht durch eine kürzere (und dünnere) Mittelsäule aber nur noch 154cm Höhe.

Hinweis 1 dazu: Die Mittelsäule ist bei beiden Stativen zwar teilbar, ich habe es allerdings auf Anhieb nicht geschafft, nur einen Teil davon im Dreibein-Betrieb zu nutzen. Vielleicht mache ich aber etwas falsch…

Hinweis 2: Vor dem N-1204x hatte ich ein R-1204 getestet. Das Stativ entspricht von den Rahmendaten (Höhe, Traglast, Packmaß) in etwa dem Gitzo, konnte mich aber überhaupt nicht überzeugen. Es war einfach zu schwach für die D800. Aus meiner Sicht lassen die Zahlen der Produktbezeichnung (N-1204, R-1204 und T-1204) also keinerlei Rückschlüsse auf die Stabilität zu…

Fazit Stabilität/Qualität:

Das Gitzo ist sicherlich das stabilste der vier, allerdings kommen die Sirui beängstigend nahe. Im preislichen Verhältnis ist ein fast doppelter (Listen-)Preis absolut nicht zu rechtfertigen. Rein subjektiv war für mich der Aufpreis von 100,- EUR vom (regulären) Sirui zum (reduzierten) Gitzo eher realistisch. Das 3LT macht hier den schwächsten Eindruck. Sowohl das Finish als auch die Stabilität überzeugten mich nicht. Der Vorteil der >200cm Arbeitshöhe geht hier durch Instabilität verloren.

Fazit für mich:

Ich habe mich für das N-1204x entschieden. Für 380,- EUR bekommt man ein (einigermaßen) günstiges Stativ, dass ich in Sachen Stabilität nicht vor dem Gitzo verstecken muss, sehr leicht ist und sich im Fotorucksack oder Koffer sehr klein machen kann. Mit 161cm Auszugshöhe ist es dennoch für mich auf Augenhöhe einzusetzen und dabei auch noch ausreichend stabil für Langzeitbelichtungen. Das 1205x war zwar noch 6cm kürzer und etwas leichter, dafür aber auch einen Ticken instabiler. Außerdem ist es durch die vier Beinauszüge auch noch etwas langsamer beim Aufbau. Für mich ist daher das N-1204x der ideale Kompromiss…

Gitzo G1027 Gitzo GT1541 Sirui N-1204x Sirui N-1205x 3-Legged Thing Brian
Gewicht 775 1140 1120 1095 1300
Arbeitshöhe (ohne Mittelsäule) 93 139 133 133 134
Arbeitshöhe (mit Mittelsäule) 120 158 161 154 154-200
Packmaß (ohne Kopf) 44 54 47 42 43
Packmaß (mit Kopf) 53 63 47 42 43
Platz für Kopf in „Traveller“-Stellung (LxB) 9×4,5cm 11x5cm 12×5,5cm
Stabilität ++ ++ ++ + o
Verarbeitung ++ ++ + +

Posted

in

,

by

Tags:

Bloggen auf WordPress.com.